Lernbotschafter 

Unsere Lernbotschafterinnen und Lernbotschafter leisten einen ganz wichtigen Beitrag für die Arbeit des ALFA-Mobils. Es handelt sich um Betroffene, die als Erwachsene richtig lesen und schreiben gelernt haben, beziehungsweise es weiterhin lernen. Jetzt begleiten sie uns bei Aktionen und Schulungen in ganz Deutschland und erzählen, wie sie den Weg aus der Schriftlosigkeit in den Lese- und Schreibkurs gefunden haben.

Durch ihre eindrücklichen und persönlichen Erzählungen machen sie einerseits Betroffenen Mut, ihrem Beispiel zu folgen und andererseits können Sie auch wertvolle Hinweise geben, wie man ihnen als mitwissende Person helfen kann. Hier stellen wir Ihnen einige Mutmacherinnen und Mutmacher vor.

Ingo aus Köln

„Ich verfolge das Tagesgeschehen“

Ingo ist zwar erst seit 2024 als Lernbotschafter dabei, jedoch auch fester Bestandteil des Lernbotschafter-Teams geworden. Auch wenn er immer noch Schwierigkeiten mit langen Texten hat, so weiß er sich immer besser zu helfen. Seit er sein Lesen und Schreiben verbessert hat, kann er sich mittlerweile viel besser über Politik und andere Themen informieren. Er verfolgt das Tagesgeschehen aufmerksamer und versteht jetzt besser, was in den Nachrichten gesagt wird.

Enrico aus Dresden

Dichter werde ich nicht mehr,
aber Lesen und Schreiben kann ich jetzt!“

Seit 2019 unterstützt Enrico aus Dresden das ALFA-Mobil als Lernbotschafter. Mit 43 Jahren hat er sich auf den Weg gemacht, das Lesen und Schreiben zu verbessern. Motiviert hat ihn dazu der Wunsch, aus der Arbeitslosigkeit zu kommen, in die er durch einen Unfall geraten war. Heute ist Enrico stolz, dass er auf seiner neuen Arbeit im Seniorenheim vorlesen kann und möchte auch anderen Betroffenen Mut machen – daher engagiert er sich nicht nur beim ALFA-Mobil, sondern ist aktiv im Dresdner Projekt „Mittendrin“ und hat die Selbsthilfegruppe „Sprungbrett zum ABC“ gegründet.

Halima aus Frankfurt

„Beim Lesen kann ich abschalten“

Halima hat rund 30 Jahre bei einer Buchbinderei gearbeitet. Ihr Vorgesetzter wusste nicht, dass sie nicht lesen und schreiben konnte, da sie die relevanten Informationen Buchstabe für Buchstabe abmalte. Sie hat sich besondere Mühe gegeben, damit ihre Schwäche nicht aufflog. Als sie sich mit Mitte 50 schließlich offenbart hat und in einen Lese- und Schreibkurs ging, war es eine Befreiung für sie. Jetzt liest sie gerne Kurzgeschichten, weil sie spannend und interessant sind. Lesen ist für sie eine schöne Auszeit vom Alltag. Ihr gefallen verschiedene Geschichten z.B. über die Tierwelt. Seit 2023 ist sie für das ALFA-Mobil als Lernbotschafterin aktiv.

Ute aus Berlin

„Schämt euch nicht und seid offen! Das Lernen lohnt sich und verändert das Leben!“

Seit 2015 ist Ute Lernbotschafterin beim ALFA-Mobil. Die 59-Jährige fing selbst erst als Erwachsene mit 51 an, noch einmal richtig lesen und schreiben zu lernen. Bei einem Gespräch im Jobcenter nahm Ute damals allen Mut zusammen und erzählte ihrer Betreuerin von ihren Lese- und Schreibschwierigkeiten. Von ihr bekam sie die Empfehlung zu einem Grundbildungskurs. Motiviert hat sie sich damit, irgendwann einmal ihren Enkelkindern vorlesen zu können.

Peter aus Koblenz

„Ich bin Lernbotschafter, weil ich jungen Menschen Mut machen will.“

Seit 2015 schon unterstützt Peter das ALFA-Mobil. Mit 45 Jahren hat er damals seinen ganzen Mut zusammengenommen und ist in einen Lese- und Schreibkurs gegangen. Davor hatte er 25 Jahre in einem Hutmacher-Unternehmen gearbeitet, bis die Firma Konkurs anmelden musste. Seinem Traumberuf als Elektroniker geht er nicht nach, dafür ist er heute als Mutmacher in ganz Deutschland unterwegs.

Jutta aus Lüneburg

„Wenn Buchstaben zu Wörtern werden, Wörter zu Sätzen und Sätze zu Geschichten, dann wird das Leben bunt.“

Seit rund 8 Jahren unterstützt Jutta das ALFA-Mobil. 2014 entschied sich die damals 55-jährige, einen Lese- und Schreibkurs zu besuchen, denn sie wollte sich nicht mehr länger verstecken. Seitdem lernt sie stetig weiter. Durch den Schritt in die Öffentlichkeit, u.a. in einer ZDF-Reportage, hat sie mehr Selbstvertrauen gewonnen und unterstützt nun als Gründungsmitglied der Selbsthilfegruppe “Wortblind” aus Lüneburg auch andere Betroffene auf ihrem Weg.